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Fünf Jahre lang hatten sie gemeinsam von den Sternen
geträumt. In der Zwischenzeit war Changling Jungle zu
einer großen Station angewachsen, und die
Unzertrennlichen segelten durch das All.
Robi kam zurück auf die Kommandobrücke, als Brand
gerade den Hauptsichtschirm aktivierte. Überrascht sah
sie ihn an und lächelte. Auf dem Schirm über ihnen
waren Millionen tanzender, winziger Lichtpunkte zu
sehen, in funkelndem Grün, Rot, Blau, Gelb und
Dutzenden anderer Farben. Sterne? Nein. Wie an- und
ausgehende Glühwürmchen schwirrten diese Punkte in
einem chaotischen Gewimmel umher, und jedesmal,
wenn einer das Schiff berührte, knisterten die
Radargeräte.
Robi glitt auf ihren Sessel zu und gurtete sich fest. »Du
hast also doch meinen Kurs beibehalten«, sagte sie und
schien geschmeichelt zu sein. »Es tut mir leid, daß ich
eben so wütend geworden bin.« Sie legte eine Hand auf
seinen Arm.
Brand schüttelte sie ab. »Spar dir den Dank. Wir sind
auf meinem Kurs. Die Blinker haben sich angehängt.«
»Oh«, sagte sie. »Das hätte ich mir denken können.«
»Sie schwirren um uns herum«, sagte er. »Ein riesiger
Schwärm. Mehrere Kubikmeilen groß.«
Robi blickte auf. Der Sichtschirm war voller hin und
her flitzender Blinker. Die Sterne, die weißen,
stillstehenden Lichter, waren kaum zu erkennen. »Wir
steuern genau durch die Mitte«, sagte sie.
Brand zuckte mit den Schultern. »Das ist unser Kurs.«
Robi beugte sich vor und tippte ein paar knappe Order
in den Computer. Sekunden später rollten rotleuchtende
Zeichen über ihren Monitor. Empört blickte sie zu Brand
hinüber. »Du hast nicht mal nachgesehen«, sagte sie.
»Finsterlinge, drei an der Zahl.«
»Wir sind nicht auf einem Beutezug«, antwortete er
gelassen.
»Sie kommen auf uns zu, wollen quasi gefangen
werden, und du schickst sie wieder weg? Außerdem,
wenn wir nichts unternehmen, könnten sie sich durch das
Schiff fressen.«
»Kaum. Der Schutzschirm steht.«
Robi schüttelte kommentarlos den Kopf. Die
Finsterlinge mieden Schiffe mit aktiviertem
Schutzschirm. So konnte man sie also nicht fangen. Aber
das hatte Brand auch nicht vor.
»Sieh dir das an«, sagte Brand.
Der Sichtschirm war plötzlich wieder leer. Nur eine
Handvoll Sterne und zwei oder drei verirrte Blinker
morsten eine traurige Botschaft in Blau und Rot. Der
Schwärm hatte sich verzogen. Aber dann kam er wieder
in Sicht. Weit entfernt, mit konstanter Geschwindigkeit
kleiner werdend, ein schnell flüchtender Nebel aus Licht.
Brand peilte den Schwärm mit dem Sichtgerät an. Robi
schaltete auf maximale Vergrößerung. Der Nebel breitete
sich aus, bis er den gesamten Bildschirm ausfüllte.
Die Blinker flohen vor ihren Feinden, sausten mit
einem für den Triumphwagen oder andere Raumschiffe
unerreichbaren Tempo davon. Ihre Geschwindigkeit war
annähernd die von Licht. Sie selber bestanden schließlich
zum größten Teil aus Licht, aus einer einzigen Zelle und
einer mikroskopisch kleinen Energiehülle, die intensive,
sichtbare Strahlungen abgab.
Trotz der großen Reichweite des Sichtgerätes waren die
Blinker nach knapp einer Sekunde vom Bildschirm
verschwunden. Zu schnell hatten sie unüberschaubare
Weiten erreicht.
Robi wollte etwas sagen, hielt es aber zurück. Statt
dessen streckte sie den Arm aus und krallte die Finger in
Brands Ellenbogen. Im Sichtfenster verfinsterten sich
plötzlich die Sterne.
Man kann Finsterlinge nicht wirklich sehen, aber Brand
glaubte sie genau zu kennen. Oft genug waren sie in
seinen Träumen und Phantasien aufgetaucht. Sie
erreichten fast die Größe eines Menschen und bestanden
aus pulsierender, schwarzer Energie, die nur selten im
sichtbaren Spektrum abstrahlte und nur dann geortet
werden konnte, wenn Materieteilchen in ihrer Sphäre
verschwanden.
Sternenlicht, das die Finsterlinge durchstrahlte, wurde
gebrochen und abgeschwächt.
Genau das war nun auf dem Sichtschirm zu
beobachten. Brand sah aufmerksam hin. Für einen kurzen
Augenblick glaubte er gesehen zu haben, wie ein
winziger Splitter in der Finsterlingmasse das trübe
Sonnenlicht reflektierte und silbern aufblitzte. Die alte
Furcht erwachte, und Brand spürte, wie sich ihm die
Kehle zuschnürte. Doch der Finsterling blieb in sicherer
Entfernung. Außerdem waren die Schutzschirme
aktiviert.
Robi blickte zu Brand hinüber. »Sieh nur«, sagte sie.
»Er besteht praktisch darauf, daß wir ihn fangen. Laß uns
die Schirme einholen. Was kann schon passieren?«
Brands Gesicht wurde schreckensblaß. »Er weiß
Bescheid«, sagte er, ohne sich über die eigenen Worte im
klaren zu sein. »Hinter den Blinkern war er nicht her. Er
ahnt etwas von unseren Absichten. Ich sage dir, er ahnt
etwas.«
Robi sah ihren Kollegen verwundert an. »Was ist los
mit dir?« fragte sie. »Es ist doch bloß ein Finsterling.
Komm. Fangen wir ihn.«
Brand versuchte, seine Furcht zurückzudrängen, die
Hadesfurcht, die Berufskrankheit der Finsterlingjäger.
Als Energiewesen fraßen sie Materie. Wie die Blinker
fegten sie Staub und Gas von den Rändern des
Sonnensystems. Sie fuhren wie Sicheln durch
Blinkerschwärme und hinterließen schwarze Gräben in
dem lebendigen Lichtermeer. Und trafen sie auf
vereinzelte Metallteile, so war auch dies Nahrung für sie.
Mit einem geräuschlosen, grellen Blitz wurde Materie in
Energie verwandelt. Ein weißglühendes Fressen.
Ungezählte Male, jedesmal wenn Brand vor dem
Computer saß und die Entladung der Schutzschirme
vorbereitete, hatte ihn die Furcht gepackt. Ohne den
Schirm war der Fallensteller auf Gedeih und Verderb
dem Finsterling ausgeliefert. Kam er langsam und
bedächtig auf seine träge Metallmahlzeit zu, hatte der
Fallensteller gewonnen. War der Finsterling erst einmal
in erreichbarer Nähe, lud sich der Schutzschirm wieder
auf und umhüllte das Schiff wie eine zweite Haut. Weiter
draußen bildete sich im selben Moment eine
kugelförmige Schirmfalle und hielt den Finsterling
gefangen.
Aber ein Finsterling war schnell...
Blinker erreichten Lichtgeschwindigkeit. Finsterlinge
ernährten sich von Blinkern. Sie flogen schneller.
Kam ein Finsterling zu schnell auf ein Schiff
zugeschossen, so war es für Menschen oder Computer
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