Odnośniki
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ganz so freundlich erwidert.
Die Kleine hatte ein paar Sekunden in einem großen Buch geblät-
tert, wahrscheinlich, um ihn zu beruhigen.
»Je suis desolée«, hatte sie dann bedauernd gesagt. »Wir sind
völlig ausgebucht.«
Nach einer ebenso kurzen wie aussichtslosen Diskussion hatte
Robert sich verärgert seinen Koffer geschnappt, den er zunächst an
der Rezeption hatte stehen lassen, in der Erwartung, dass ein guter
Geist ihn auf das Zimmer bringen würde (was nicht der Fall
gewesen war). Er drückte ungeduldig auf den Knopf, doch inzwis-
chen war der winzige Aufzug offenbar völlig zum Erliegen gekom-
men, und das Mädchen von der Rezeption hatte wieder bedauernd
die Schultern hochgezogen und dann ein Schild an der Aufzugtür
angebracht.
»Hors service«, stand darauf »Außer Betrieb«.
Also hatte Robert den Koffer die schmalen Stiegen des Treppen-
hauses, das sich für die Beförderung größerer Gepäckstücke als
denkbar ungeeignet erwies, in den vierten Stock geschleppt. An-
schließend hatte er eine Weile etwas apathisch auf dem Bett mit der
altmodischen Tagesdecke gesessen, aus dem Fenster und gegen die
Mauer gestarrt und dann beschlossen, ein Bad zu nehmen.
Das Badezimmer war ein Traum in Marmor und mit den alt-
modischen wasserblauen Kacheln an den Wänden durchaus char-
mant in seinen Ausmaßen allerdings eher für Zwerge konzipiert.
Robert hockte mit angezogenen Beinen in der Sitzbadewanne, ließ
das Wasser auf seinen Kopf prasseln und fragte sich, ob es wirklich
eine gute Idee gewesen war, nach Paris zu kommen.
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Vielleicht waren seine Vorstellungen etwas zu romantisch
gewesen. Und die Erinnerungen an seine erste Reise überglänzt
vom goldenen Licht der Nostalgie.
Er war ein Fremder in einer fremden Stadt, ein Amerikaner in
Paris, doch bisher schien das nicht ganz so wunderbar und lustig
wie in den alten Filmen mit Gene Kelly und Audrey Hepburn, die
seine Mutter immer so gern angeschaut hatte.
Der Regen hatte aufgehört, als er sich zu einem kleinen
Erkundungsgang durch Saint-Germain aufmachte. Ein schlecht
gelaunter Kellner in einem Café in der Nähe des Hotels hatte ihn
eine Weile geflissentlich übersehen, bis er ihm schließlich einen
Kaffee und ein Schinkenbaguette brachte. Wehmütig dachte Robert
Sherman an die freundlichen Bedienungen in den New Yorker Cof-
fee Shops. Er vermisste dieses selbstverständliche »Hi, how are
you today?« oder »I like your sweater, looks really neat!«
Als er anschließend in Gedanken die Rue Bonaparte entlangging,
hatte ihn ein Radfahrer fast über den Haufen gefahren und sich
nicht einmal entschuldigt. Dann hatte er sich auf dem Boulevard
Saint-Germain eine Zeitung gekauft und war kurze Zeit später in
der Rue du Dragon, wenige Schritte von einem kleinen Postkarten-
laden entfernt, in einen Hundehaufen getreten. Es war nicht zu er-
warten, dass dieser Tag noch etwas Gutes bringen würde.
Doch da sollte sich Robert Sherman gewaltig täuschen. Nur wenige
Schritte trennten ihn vom größten Abenteuer seines Lebens. Und
da die größten Abenteuer des Lebens immer jene des Herzens sind,
hätte man auch sagen können, dass den amerikanischen Literatur-
professor nur noch wenige Schritte von der Liebe trennten.
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All dies wusste Robert Sherman selbstverständlich nicht, als er
jetzt im Vorübergehen einen wohlgefälligen Blick in die hübsche
Auslage der Papeterie warf.
Und dann verdutzt stehen blieb.
8
Seit zwei Wochen schwebte Rosalie auf Wolken.
Als sie an diesem Vormittag summend den Postkartenständer
mit neuen Karten bestückte, konnte sie nicht umhin, das große
Plakat zu bewundern, das hinter der Kasse an der Wand hing.
Es zeigte einen großen blauen Tiger die Titelillustration des
zwei Wochen zuvor erschienenen Buches Der blaue Tiger und
unten auf dem Plakat waren zwei Gesichter zu sehen, darunter zwei
Namen: Max Marchais und Rosalie Laurent.
Sie lächelte stolz und dachte an die Lesung, die vor drei Tagen bei
Luna Luna stattgefunden hatte. Die kleine Papeterie war bis zum
letzten Platz besetzt gewesen, als Max Marchais sein neues Buch
präsentiert hatte.
Und da der Kinderbuchautor nicht gerne vortrug, Rosalie aber
eine leidenschaftliche Vorleserin war, hatte er ihr gerne diesen Part
überlassen und im Anschluss Bücher signiert und Fragen
beantwortet.
Die Leute waren begeistert gewesen. Selbst ihre Mutter hatte
hochzufrieden im Publikum gesessen und war nach der Lesung zu
ihrer Tochter gekommen, um diese mit einem glücklichen Seufzer
zu umarmen.
»Ich bin so stolz auf dich, mein Kind«, hatte sie gesagt. »Wenn
das dein Vater noch erleben könnte!«
Die Lesung im Laden war ein Einfall dieses lustigen dicken Ver-
legers gewesen. Montsignac meinte, es wäre doch eine hübsche
Idee, das neue Buch nach der überaus glanzvollen Präsentation in
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den Räumen des Verlags und einigen Auftaktveranstaltungen in
größeren Buchhandlungen auch einmal dort zu präsentieren, wo
die Bilder entstanden waren.
In seiner launigen Einführungsrede hatte er natürlich nicht ver-
gessen zu erwähnen, dass er Jean-Paul Montsignac mit seinem
untrüglichen Gespür für Menschen und Talente (»Ein guter Ver-
leger erkennt ein Talent sofort!«) es gewesen war, der die beiden
sympathischen Eigenbrötler (so hatte er sie tatsächlich genannt,
und Rosalie und Max hatten sich erstaunt angeschaut und dann
verschwörerisch gegrinst) zusammengeführt hatte.
Der Verleger von Opale Jeunesse hatte allen Grund, gut gelaunt
zu sein. Seitdem Der blaue Tiger Ende August pünktlich zum
siebzigsten Geburtstag von Max Marchais erschienen war, hatte
sich das Buch mit den phantasievollen Illustrationen bereits
vierzigtausend Mal verkauft, und wer geglaubt hatte, der seit
Jahren eher zurückgezogen lebende Kinderbuchautor Marchais sei
bei seinen Lesern in Vergessenheit geraten, hatte sich gründlich
getäuscht. Gelobt von Rezensenten, geliebt von kleinen und großen
Lesern, war das Buch sogar auf die Vorschlagsliste für den Prix lit-
térature de jeunesse gekommen.
»Na, wenn das mal kein Geburtstagsgeschenk ist, mon vieil
ami«, hatte Montsignac mit strahlender Miene gesagt und seinem
alten Weggefährten wohlwollend auf die Schulter geklopft.
»Manche Menschen muss man eben zu ihrem Glück zwingen,
was?!« Dann hatte er schallend gelacht.
Der vieil ami hatte die Anspielung überhört und auch gelächelt,
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